Prosit Neujahr
Wiener Philharmoniker Andreas Großbauer im Gespräch

Andreas Großbauer aus Eggersdorf ist seit 2005 Mitglied bei den Wiener Philharmonikern. | Foto: Matthias Hauer
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  • Andreas Großbauer aus Eggersdorf ist seit 2005 Mitglied bei den Wiener Philharmonikern.
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Der Eggersdorfer Andreas Großbauer ist seit seinem vierten Lebensjahr der Musik tief verbunden. Angefangen hat seine künstlerische Laufbahn in der Musikschule Gleisdorf. Schon damals hatte er den großen Traum, irgendwann einmal Teil der Wiener Philharmoniker zu werden.

STEIERMARK/EGGERSDORF. Im Interview spricht Andreas Großbauer über seine Liebe zur Musik und das Leben als erste Geige beim wohl berühmtesten Orchester der Welt, den Wiener Philharmonikern.

  • MeinBezirk.at: Wie hat Ihre musikalische Reise begonnen? Gab es einen bestimmten Moment, der Sie dazu inspiriert hat, Musiker zu werden?

Andreas Großbauer: Gestartet hat meine musikalische Laufbahn in der Musikschule Gleisdorf. Mit 4 ½ Jahren begann ich Flöte zu spielen, mit 5 ½ begann ich mit dem Geigen-Unterricht. Ich hatte immer Menschen, die mich motiviert und unterstützt haben, wie auch meine Großmutter, die schon sehr früh daran geglaubt hat, dass ich einmal bei den Wiener Philharmonikern spielen werde. Ich hatte von klein auf immer Spaß daran zu musizieren. 

  • Welche Musiker oder Komponisten haben Sie am meisten inspiriert oder beeinflusst?

Es gibt sehr viele Künstlerinnen und Künstler, aber auch sehr viele intensive Momente mit dem Orchester und dem Publikum, die mich inspiriert haben.
Die Arbeit mit einem Dirigenten wie etwa Zubin Mehta (Indischer Dirigent, geb. 1936 in Bombay - Anm. d. Red.) ist unglaublich spannend. Auch Simon Rattle (Britisch-Deutscher Dirigent, geb. 1955 in Liverpool - Anm. d. Red.) war sehr inspirierend. 
Wenn alles zusammenpasst, dann gibt es auf beiden Seiten himmlische Momente.
Zum Neujahrskonzert werden nur die Besten der Besten Dirigenten weltweit geladen. Franz Welser-Möst (geb. 1960 in Linz - Anm. d. Red.) beispielsweise, der 2023 das Neujahrskonzert dirigierte, war ein Traum.

Foto: Privat
  • Wie fühlt es sich an, Teil eines so renommierten Orchesters wie den Wiener Philharmonikern zu sein?

Es ist einfach magisch, aber es ist auch eine große Verantwortung, die man mitträgt. Es ist ja bei der Musik nicht so, dass man das einmal macht und dann war's das, es ist immer neu zu proben, und aufzuführen. Wenn es gestern gut war, heißt das nicht, dass es morgen auch gut ist.

  • Können Sie uns etwas über den Auswahlprozess und die Anforderungen erzählen, um Teil des Orchesters zu werden?

Das ist wie im olympischen Ring und psychisch sehr fordernd. Man arbeitet sehr lange auf diesen Moment hin. Hat man es zum Vorspielen geschafft, sitzt man im Gustav-Mahler-Saal in der Staatsoper. Hinter einem Paravent hören eine 25-Köpfige philharmonische Jury, zusammengestellt aus allen Instrumentengruppen zu und bewerten.
Das ganze läuft in drei Runden ab und dauert den ganzen Tag.

Ich bin 1999 als Substitut zu den Wiener Philharmonikern gekommen. Danach durfte ich vier Jahre lang Teil der Wiener Symphoniker sein. Das hat mir viele andere Eindrücke verschafft. Man lernt mit jedem Orchester enorm viel dazu. 2005 hat das Vorspielen dann geklappt. Seither bin ich Teil der Wiener Philharmoniker.

Die Anstellung ist immer an der Wiener Staatsoper als Opernmusiker. Gleichzeitig spielen wir eben auch bei den Philharmonikern. Das bedeutet, wir können immer für beides eingesetzt werden. Das Orchester zählt derzeit 149 Mitglieder, der Frauenanteil wird immer höher.

Foto: Privat
  • Wie bereiten Sie sich auf ein Konzert oder eine Aufführung vor?

Wir spielen permanent, wir sind eine Maschine die nie auskühlt. Von Auftritt zu Probe ist man immer auf Tour. Die meisten spielen auch noch Kammermusik-Projekte oder solistisch. Man ist auch viel unterwegs, die einzelnen Künstler machen privat auch viel. Von Asien bis in der Oststeiermark. Es gibt permanent Musik bei uns.

Wir arbeiten sehr, sehr viel, gerade Opern sind sehr anstrengend und lang. In den ersten drei Juliwochen ist ein kollektiver Urlaub. Dann gehts zu den Salzburger Festspielen. Da sind wir dann sechs Wochen, sozusagen im Sommerquartier. Das ist sehr schön dort und da hat man dann auch ein Summerfeeling. Das ist ein Traum-Ambiente und ein wahnsinnig tolles Publikum.

Bei allen Auftritten ist es so, dass wir uns umziehen, einspielen, dann stehen wir noch zusammen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, gehen wir auf die Bühne und dann ist Showtime.

Beim Neujahrskonzert etwa, ist es aufregend und schön zugleich. Jeder fiebert mit, jeder bereitet sich sehr gut vor, gerade weil auch sehr viele Augen auf uns gerichtet sind, das geht nicht spurlos an einem vorbei. Das Publikum beim Live-Konzert ist auch ganz außergewöhnlich, das ist ein ganz besonderer Augenblick, ein ganz besonderes Konzert. Diese Energie spürt man bis daheim vor den Fernseher.

  • Können Sie uns einen Einblick in Ihren Übungs- und Arbeitsprozess geben?

Fixe Zeiten in denen ich übe, gibt es so nicht. Nach einer mehrstündigen Probe geht man nicht mehr zusätzlich üben, das wäre nicht schaffbar. Ich schau eher, dass ich mich körperlich fit und beweglich halte. Das ist entscheidend, weil es doch ein sitzender Beruf ist. Wenn man nichts macht, dann kann das sehr schmerzhaft enden. Auch das viele Fliegen und Reisen ist sehr anstrengend.

  • Gibt es ein bestimmtes Musikstück oder Repertoire, das Ihnen besonders am Herzen liegt oder das Sie besonders herausfordernd finden?

Natürlich gibt es Stücke, die man gut kennt. Das sind meistens sehr bekannte Stücke, die in der Oper oft gespielt werden. Es ist jedes Stück für sich wunderschön.
Es ist auch schön, wenn man hin und wieder ein komplett neues Stück erarbeitet, das keiner kennt und es wird großartig. Manchmal geht das natürlich auch in die Hose.

  • Welche Herausforderungen sind typisch für die Arbeit als Musiker in einem so angesehenen Orchester?

Es ist ein Job, der nicht sehr familienfreundlich ist. Wir arbeiten dann, wenn die anderen frei haben, auch abends. Die Oper geht bis in den späten Abend hinein, bis man dann ins Bett kommt ist es mitten in der Nacht. Das kann durchaus fordernd sein.

  • Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit anderen Musikern im Orchester für Ihre Arbeit?

Es gibt verschiedene Instrumenten-Gruppen und jede Gruppe ist autonom und teilt sich selber ein. Es ist ein sehr wertschätzendes, positives Miteinander. Dass es hin und wieder Reibereien gibt ist klar, wie in jedem anderen Job. Aber man geht gerne in die Arbeit.
[b]

  • Was bedeutet Musik für Sie persönlich?

[/b]Ich höre sehr viel Klassik, aber ich höre auch andere Dinge wie Jazzmusik. Ich interessiere mich auch für Volksmusik und auch komplett andere Sachen. Es gibt sehr viel gute Musik, die einen berührt und gefällt. Es gibt einfach so viele tolle Musikerinnen und Musiker.

  • Gibt es ein spezielles Konzerterlebnis oder eine Aufführung, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Es hat so viele besondere Erlebnisse gegeben. Wir haben viel von Anton Bruckner mit Christian Thielemann (Deutscher Dirigent, geb. 1959 in Berlin - Anm. d. Red.) gespielt, 2024 ist auch ein Bruckner-Jahr, das war sehr schön. Dann kam der Zubin Mehta und hat Bruckner dirigiert und das war auch unglaublich. Oder die Konzerte mit Herbert Blomstedt (Schwedischer Dirigent, geb. 1927 in Springfield, Massachusetts - Anm. d. Red.), der ist jetzt über 90, sehr faszinierend und etwas ganz Besonderes. Das sind einige charismatische Leute, die das ganze Orchester in ihren Bann ziehen.

  • Welche Ratschläge würden Sie jungen Musiktalenten geben, die eine Karriere in der klassischen Musik anstreben?

Das Wichtigste ist immer Spaß und Freude an der Musik zu haben. Man muss den Mut haben, dass man auch einmal danebenhaut. Da gehört eine gewisse Prise Verrücktheit dazu.
Es ist besser täglich, aber dafür weniger zu üben, als einmal die Woche fünf Stunden.
Und es braucht sehr viel Disziplin mit einer gewissen Portion Leichtigkeit. Alles in Allem wollen wir die Menschen mit unserer Musik berühren und begeistern.

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