Stilllegung im Herbst
Poly St. Georgen/Gusen: "Ans Aufgeben denken wir nicht!"

Am Engagement scheitert es nicht: Bürgermeister Andreas Derntl, Direktor Wolfgang Zeiml und Fachpraxis-Lehrer Armin Leithner sind überzeugt von "ihrem" Poly. | Foto: BezirksRundSchau Perg
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  • Am Engagement scheitert es nicht: Bürgermeister Andreas Derntl, Direktor Wolfgang Zeiml und Fachpraxis-Lehrer Armin Leithner sind überzeugt von "ihrem" Poly.
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Wegen zu geringer Anmeldezahlen setzt die polytechnische Schule St. Georgen/Gusen ab Herbst den Betrieb vorübergehend aus.

ST. GEORGEN/GUSEN. "Das Risiko ist zu hoch", begründet Wolfgang Zeiml die vorübergehende Stilllegung der polytechnischen Schule (PTS) in St. Georgen an der Gusen. Erst 26 Jugendliche hätten sich fürs nächste Jahr angemeldet. Voriges Jahr erschienen am ersten Schultag 25 von 40 angemeldeten Schülern – nicht auszudenken, wenn diesen Herbst erneut so viele abspringen würden. Das Problem ist: "Schon mit zwei Klassen ist es nicht möglich, alle Fachbereiche anzubieten", so Direktor Zeiml. Das Poly müsse seine Qualität halten. "Wenn im Herbst nur ein oder zwei Schüler abspringen, wären wir einklassig. Das ist pädagogisch und fachlich einfach nicht möglich."

"Ein Poly mit nur einer Klasse zu führen, ist pädagogisch und fachlich einfach nicht möglich. Die Qualität muss schon passen."
Direktor Wolfgang Zeiml

Dabei hatte es zuerst Lichtblicke gegeben: Im Winter wandte sich die Schule an die Öffentlichkeit, weil wegen anstehender Pensionierungen akuter Lehrermangel und somit die Schließung der PTS im folgenden Schuljahr drohten. Nach einem Hilferuf über die Medien – die BezirksRundSchau berichtete – hatten sich zwölf Kandidaten als Quereinsteiger für den Lehrberuf beworben. Bei zwei bis dreien hätten Profil und Vorstellungen gestimmt, berichtet Zeiml. Doch angesichts der extrem niedrigen Anmeldezahlen bei den Schülern mussten Direktor, Bildungsdirektion und die Gemeinde als Schulerhalter die Reißleine ziehen und Klartext sprechen: kein Poly-Betrieb im Schuljahr 2024/25. "Natürlich ein ungewolltes Szenario, aber letzten Endes war es den Angemeldeten gegenüber nur fair."

Entscheidung war "keine Willkür"

"Es war nicht der Plan der Bildungsdirektion, die Schule zuzudrehen", betont Bürgermeister Andreas Derntl (VP). Die jetzige Entscheidung sei keine Willkür, sondern wurde gemeinsam getroffen. Der Zuständige in der Bildungsdirektion heißt immerhin Andreas Reisinger, bis 2020 selbst Direktor der Mittelschule und polytechnischen Schule St. Georgen. "Da hatten wir ganz viel Rückhalt. Wir haben alle Ressourcen ausgeschöpft, aber es hat einfach nicht gereicht", so Derntl. Endgültig schließen wolle man die Schule aber auf keinen Fall. "Wir setzen uns zusammen und schauen, welche Fachbereiche noch zeitgemäß sind, ob wir uns moderner aufstellen können." Bürgermeister und Direktor geben sich kämpferisch: "Es ist von allen Seiten die Ambition da, wieder hochzufahren. Wir geben nicht auf. Jetzt erst recht!"

"Gemeinde, Schule und Bildungsdirektion haben nahtlos zusammengearbeitet. Wir haben alle Mittel ausgeschöpft, aber es hat einfach nicht gereicht. Jetzt werden wir überlegen: Was braucht es, um die Schule in Zukunft wieder so attraktiv zu gestalten, dass die Anmeldezahlen passen?"
Bürgermeister Andreas Derntl (VP)

Warum so wenige Anmeldungen?

Wer sich für die PTS St. Georgen angemeldet hatte, muss nach Perg oder Pregarten ausweichen. "Wir bekamen positives Feedback am Tag der offenen Tür und haben viel Werbung gemacht", berichtet Zeiml. Er habe mit allen Schulen im Einzugsgebiet Gespräche geführt und appelliert, sich rechtzeitig in St. Georgen anzumelden. Die Maßnahmen hätten aber leider keine Früchte getragen. Es zeichne sich ab, dass viele Jugendliche in höhere Schulen abwandern. "Der Trend geht in die Richtung, dass Schüler das neunte Jahr in einer AHS oder BHS absolvieren." Der PTS-Direktor, der selber eine Lehre absolviert hat, sieht diese Entwicklung kritisch:

"Wenn ich schon weiß, dass ich nach der Pflichtschulzeit arbeiten will, ist das Poly ganz klar die bessere Wahl."
Wolfgang Zeiml

Dass ein gewünschter Fachbereich eventuell nicht zustandekommt, lässt er nicht als Grund gelten, um nach Perg oder Pregarten auszuweichen: "Unser Poly bietet trotzdem das ganze Drumherum – Exkursionen zu Firmen, Schnuppertage, Bewerbungstraining." Oft ändere sich dann die angestrebte Berufsrichtung sowieso noch.

SPÖ: "Schwer nachvollziehbar"

Vize-Bürgermeisterin Michaela Traxler, SPÖ, kritisiert: "Für uns ist schwer nachvollziehbar, warum seitens der Bildungsdirektion keine nachdrückliche Bewerbung der PTS – unsere ist die einzige im Westen des Bezirks – stattfindet. Auch in puncto Lehrkräftesuche vermissen wir Engagement auf dieser Ebene. Wir werden unsere Landtagsabgeordnete Doris Margreiter ersuchen, eine Anfrage an die Bildungsdirektion zu stellen."

"Dass zwei von drei PTS-Lehrern in Pension gehen, muss ja schon länger bekannt sein. Zu wenig Schüler und keine Lehrer, daher zusperren - das ist für uns als Argument daher zu wenig."
Vize-Bürgermeisterin Michaela Traxler, Vorsitzende SPÖ St. Georgen/Gusen

"Die Anmeldephase hat ein Bild gezeichnet, das nicht vorhersehbar war: Die Zahlen sind drastisch zurückgegangen. Eng war es schon in den vorigen Jahren. Aber für nächstes Schuljahr haben wir gar keine Planungssicherheit."
Wolfgang Zeiml

Poly St. Georgen/Gusen braucht zwei neue Lehrer
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