Regionalitätspreis 2020
Zinngießer Rupert Leikam arbeitet wie vor hunderten von Jahren
Kategorie "Marktplatz Region & Handwerk": Rupert Leikam verkörpert das alte Handwerk. Er ist der letzte Zinngießermeister Österreichs.
KNAPPENBERG. In der Kategorie "Marktplatz Region & Handwerk" gewann Rupert Leikam, Österreichs letzter Zinngießermeister, den WOCHE-Regionalitätspreis. Sein Reich liegt auf über tausend Metern Seehöhe. Vor 30 Jahren machte sich der gelernte Schlosser selbstständig und richtete in der ehemaligen Tischlerei des Bergwerks seine Werkstatt ein.
Sohn tritt in Fußstapfen
"Als ich anfing, gab es österreichweit noch vier Zinngießermeister. Jetzt bin ich der einzige und letzte Zinngießermeister Österreichs", bedauert Leikam. Die Meisterprüfung gibt es mittlerweile nicht mehr. Leikams Sohn Thomas, der bei ihm in die Lehre ging, ist "nur" Geselle. Der 26-Jährige wird die Zinngießerei einmal übernehmen. Die Silikonform-Modelle für seine Produkte stellt Leikam selber her. Er gießt das Zinn, wie Handwerker es auch vor hunderten von Jahren verarbeitet haben. Die Formen wiegen bis zu 20 Kilogramm, gegossen wird mit 300 Grad heißem Zinn. Die Arbeit ist nicht ungefährlich, sagt er und zeigt eine Brandwunde. Den Rohstoff bezieht er hauptsächlich aus China, den Malaiischen Inseln und Bolivien.
Exklusives aus Zinn
Leikam vertreibt seine Zinnprodukte hauptsächlich in Österreich und ist auf Kunsthandwerks- oder Weihnachtsmärkten vertreten. Exklusive handgegossene Geschenkartikel, Reparaturen, Sonderanfertigungen, Montagen, Werbeartikel, Schlüsselanhänger mit Schilling, Bierflaschen-Verschlüsse mit Motiven und mehr gießt Leikam aus Zinn.
Auch international macht der Zinngießer von sich reden. Heuer fertigte er Zinnstücke für eine exquisite Geschenkbox, die in 28 Ländern verteilt wurde. "Innerhalb von drei Monaten musste ich dafür 11.000 Stück gießen. Am Tag 130, in der Woche 920 Stück", berichtet Leikam, passionierter Skifahrer und Mineraliensammler. Erst im vergangenen Jahr konnte Leikam einen bedeutenden Auftrag in der Schweiz an Land ziehen: Zehn Jahre lang liefert der Knappenberger bereits jährlich 130 bis 140 Prunkbecher für das historische Rütli-Pistolenschießen. Die Gussform allein kostete, so Leikam, 4.000 Euro.
Neue Kreationen
Um in seiner Werkstatt die ruhige Zeit im Lockdown zu nutzen, widmet sich der 58-Jährige neuen Kreationen. So verbindet er Zinn mit Holz: "In altes Stadl- oder Schwemmholz fräse ich ein Kreuz ein und gieße es mit Zinn aus." Leikam hat eben noch viele Ideen für seine einzigartige Tätigkeit.
ZUR SACHE
Kategorie: Marktplatz Region & Handwerk
1. Platz: Einziger Zinngießermeister Österreichs (Zinngießerei Rupert Leikam)
2. Platz: "Altes (Küchen-)Handwerk erhalten: Martinas Nudlkudlmudl" (Martina Kainz)
3. Platz: "Mit Liebe Handgemachtes" (Sabine Janach)
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