Hollabrunner Landwirte in Angst
Gefürchteter Käfer im Anmarsch - helfen kann nur mehr das Wetter
Landwirte wollen das Verbot von gewissen Pflanzenschutzmitteln nicht einfach so hinnehmen. Jetzt wird gegen die Politik gemeinsam Druck aufgebaut, denn es gibt keine alternativen Lösungsvorschläge.
HOLLABRUNN. "Die Alternative, die wir alle dann hinnehmen müssen, ist, keinen heimischen Zucker mehr zu haben und hunderte Arbeitslose aus den Zuckerfabriken", weiß Günther Mayer. Er ist Landwirt in Kleinstelzendorf und einer der Initiatoren einer WhatsApp-Gruppe, um allen betroffenen Landwirten konstruktive und fachlich korrekte Informationen weiterzuleiten und über die weiteren Entwicklung zu informieren. Die Emotionen gehen bei den Landwirten aufgrund der tristen Situation, keine Mittel zur Rettung der Rübenpflänzchen zu haben, in die Höhe und die Nerven liegen teilweise plank.
![So sahen die Rübenpflanzen im vorigen Mai bei Birgit Heiden aus. | Foto: Alexandra Goll](https://media04.meinbezirk.at/article/2023/04/05/4/33652324_L.jpg?1680704450)
- So sahen die Rübenpflanzen im vorigen Mai bei Birgit Heiden aus.
- Foto: Alexandra Goll
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Worum es geht
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat am 19.1.2023 nach einer Klage einer Umweltschutzorganisation in Belgien entschieden, dass künftig Zuckerrübensaatgut nicht mehr mit Neonicotinoiden behandelt werden darf. Bis dahin gab es für Österreichs Landwirte Notfallzulassungen, um die Rübenpflanzen vor dem Schädling zu schützen.
![Mittels Pheromonen-Falle (rosa Ring) werden die Käfer in den Kübel gelockt. | Foto: Alexandra Goll](https://media04.meinbezirk.at/article/2023/04/03/7/33628087_L.jpg?1680704450)
- Mittels Pheromonen-Falle (rosa Ring) werden die Käfer in den Kübel gelockt.
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"Die Neonicotinoide in der Saatgutbehandlung waren die einzige Möglichkeit, die Schädlingspopulation in Griff zu halten“, erklärt Kammerobmann Fritz Schechtner, „alternative Insektizide für die Flächenbehandlung gibt es kaum und diese haben nicht einmal ansatzweise eine vergleichbare Wirkung.“
![Großes Interesse gab es bei der Versammlung in der Bauernkammer Hollabrunn. | Foto: Alexandra Goll](https://media04.meinbezirk.at/article/2023/04/03/5/33628165_L.jpg?1680704450)
- Großes Interesse gab es bei der Versammlung in der Bauernkammer Hollabrunn.
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Gemeinsame Aktionen setzen
Gemeinsam mit Richard Huber, Liane Bauer und Maria Winter gab es eine Einladung zu einer Veranstaltung in der Bauernkammer Hollabrunner unter dem Titel "Spannungsfeld Pflanzenschutz und Kommunikationsmöglichkeiten".
"Wir wollen keine Demos und nicht mit dem Güllefass nach Wien fahren, sondern Ideen sammeln und Aktionen starten, was wir tun können, wenn der Rüsselkäfer zu fressen beginnt", begrüßte Liane Bauer die vielen anwesenden Landwirte.
![Foto: Alexandra Goll](https://media04.meinbezirk.at/article/2023/04/05/1/33652471_L.jpg?1680704450)
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Druck aufbauen
Auch Maria Winter appellierte: "Wir müssen einen gewissen Druck aufbauen und alle an einem Strang ziehen. Denn wir wollen keine Gärtner in einem Nationalpark sein, sondern als Bauern gesunde Lebensmittel produzieren, doch die nötigen Werkzeuge werden uns genommen."
Steht für Konsumenten viel am Spiel
Lorenz Mayer Vizepräsident der LK NÖ brachte es auf den Punkt: "Wir brauchen den Pflanzenschutz um die Versorgung sicherzustellen und damit qualitativ hochwertige und vor allem heimische Lebensmittel im Handel landen. Durch das Verbot von Neonicotinoide sind die Folgen noch gar nicht abzusehen. Es steht für die Konsumenten viel am Spiel."
![Foto: Alexandra Goll](https://media04.meinbezirk.at/article/2023/04/03/8/33628618_L.jpg?1680704450)
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Aus dem voll besetzten Saal kamen zahlreiche Meldungen:
"Wir haben das Thema schon drei Jahre verschlafen", meinte Leopold Oster aus Wullersdorf.
"Wir spritzen die Felder nicht mit Gift sondern schützen mit Pflanzenschutzmitteln die Pflanzen", findet Roland Weber, dass die Wortwahl geändert werden muss.
![Foto: Alexandra Goll](https://media04.meinbezirk.at/article/2023/04/03/4/33628084_L.jpg?1680704450)
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Ernteausfall erstmals 2019
Wie erstmals 2019 im Bezirk Hollabrunn löst die derzeitige Problematik Angst und Panik um die Existenz bei den Landwirten aus, denn wenn der Rübenrüsselkäfer einmal los legt, dann bleibt in kürzester Zeit kein Blatt und kein Pflänzchen mehr stehen. Wir fragten Günther Mayer was dann geschieht: "Dann gibt es keinen heimischen Zucker, Österreich importiert Zucker, von dem keiner weiß, welche Mittel dabei eingesetzt wurden. Zudem haben wir als Landwirte enormen wirtschaftlichen Schaden und die Zuckerfabriken in Österreich wären arbeitslos und könnten in weiterer Folge für immer geschlossen werden." Das Verbot dieses Wirkstoffes beschert den Bauern auch beim Anbau anderer Produkte Probleme.
![Foto: Alexandra Goll](https://media04.meinbezirk.at/article/2023/04/03/6/33628096_L.jpg?1680704450)
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Wetter und Kübel
Helfen kann heuer nur das Wetter. Wenn es ausreichend regnet und weniger warm ist, wachsen die Pflanzen schneller, als der Käfer fressen kann. Derzeit sind die Landwirte eifrig dabei, kleine Kübel in die Erde einzugraben, diese mit Pheromon-Lockstoffen zu versetzen, damit der Käfer reinfällt und dann entsorgt werden kann. Für viele ist das allerdings ein Tropfen auf den heißen Stein.
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