Wiener Jugendbande
12-Jährige missbraucht – noch mehr Opfer befürchtet
Zum Fall jener 12-Jährigen, die von insgesamt 17 Jugendlichen zu sexuellen Handlungen gezwungen worden sein soll, soll es neue Erkenntnisse geben. Laut einem Bericht von "Puls24" wurden die Handys der Beschuldigten ausgewertet. Chats darin würden auf weitere, minderjährige Opfer hinweisen.
Am 14. Mai um 19.15 Uhr aktualisiert.
WIEN. Eine erst 12-Jährige soll über Monate hinweg von insgesamt 17 Jugendlichen sexuell missbraucht worden sein. Bis auf einen 19-Jährigen sollen allesamt minderjährig sein. Angesichts der unfassbar scheinenden Umstände schlug der Fall hohe Wellen, die Landespolizeidirektion Wien gab dazu ein Mediengespräch am 1. März – MeinBezirk.at war damals dabei:
Von Februar bis Juni 2023 sollen die Beschuldigten das junge Mädchen zum Mitmachen bei sexuellen Handlungen gebracht haben, teilte man bei der Pressekonferenz mit. In einem Fall soll auch körperliche Gewalt angewendet worden sein.
Auswertung der Handys abgeschlossen
Die bisherigen Erkenntnisse seien der Staatsanwaltschaft übergeben worden, die entscheidet, ob eine Anklage erhoben wird. Bis dahin befinden sich die Beschuldigten auf freiem Fuß. Die Forensiker waren bis zuletzt dabei, die sichergestellten Geräte der Jugendbande auszuwerten. Wie das Nachrichtenportal "Puls24" am Dienstagnachmittag zuerst berichtete, sollen auch schon die Handys ausgewertet worden sein. Laut den Chats, die Puls24 vorliegen, soll es Hinweise auf weitere Opfer geben.
Auch andere Medien wie "Krone" und "heute.at" berichten, dass aus den Smartphone-Daten der Verdächtigen hervorgehen soll, dass es weitere unmündige Opfer geben könnte. So sollen von Ermittlern mehrere Fotos und Videos gefunden worden sein, die Szenen in Hotelzimmern zeigen. Darauf zu erkennen seien etwa ein augenscheinlich durch Suchtmittel beeinträchtigtes Mädchen, mit nassen Haaren, am Boden auf Handtüchern kauernd. Andere Aufnahmen zeigen die Burschen bei sexuellen Handlungen mit Mädchen.
Weitere Opfer?
Dazu bescheinigen die Ermittler den Beschuldigten einen bestimmten "Modus Operandi". Diese sollen laut Puls24 – teils mit gefälschten E-Cards – Hotelzimmer in Wien angemietet haben, um dort Mädchen hinzulocken. Auf den Handys sollen Ermittler Buchungsbestätigungen für mehrere Tage in dem Hotel sowie Logins für das dortige WLAN gefunden haben.
Doch nicht nur Foto- und Videodateien mit sexuellen Handlungen sollen sich auf den Handys befinden, sondern auch Aufnahmen von Schlägereien sowie Szenen, wie einige der Jugendlichen mit Waffen auf der Straße posieren. Auch könnte Drogenhandel im Spiel sein. So wird berichtet, dass in den Chats Fotos mit Joints und größeren Mengen Cannabis auf Waagen und in Päckchen aufgetaucht seien.
Dass die Handys ausgewertet worden sind, wurde mittlerweile auch vonseiten der Wiener Staatsanwaltschaft bestätigt. Diese wird das ausgewertete, nun vorgelegte Beweismaterial eingehend prüfen. "Sollten sich daraus Hinweise auf weitere strafbare Handlungen ergeben, wird dem nachgegangen", sagte Behördensprecherin Nina Bussek am Dienstagabend zur APA.
An der bisherigen Verdachtslage habe sich laut Staatsanwaltschaft hinsichtlich des sexuellen Missbrauchs vorerst nichts geändert. Demnach wird gegen einen 16-jährigen Verdächtigen wegen möglicher Vergewaltigung der im Tatzeitpunkt Zwölfjährigen ermittelt. Bei den anderen Verdächtigen steht sexueller Missbrauch einer Unmündigen (§ 207 StGB), schwerer sexueller Missbrauch einer Unmündigen (§ 206 StGB) sowie Herstellung von sexualbezogenem Missbrauchmaterial eines Kindes im Sinn des § 207a StGB im Raum.
Anwalt des Opfers äußert sich
Auch der Rechtsanwalt Sascha Flatz, der das 12-jährige Opfer vertritt, äußerte sich zu den neuen Entwicklungen. "Die Handyauswertungen zeigen, dass meine Mandantin die Wahrheit gesagt hat und nunmehr der Verdacht im Raum steht, dass es noch mehr Opfer gibt, bei denen gleich vorgegangen wurde", ließ Flatz nach einer Anfrage von MeinBezirk.at in einer ersten Stellungnahme wissen.
Die Handyauswertungen und die neuen Vorwürfe wollte die Polizei indes nicht kommentieren. Aufgrund laufender Ermittlungen könne man keine weiteren Informationen zukommen lassen. "Sollten sich aufgrund weiterer Ermittlungen Erkenntnisse ergeben, die mit der Öffentlichkeit geteilt werden können, so werden diese seitens der LPD Wien offiziell kommuniziert", teilt ein Polizeisprecher mit.
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