Eine Ukrainerin berichtet
"Ich muss für meine Kinder stark sein"

Die kleine Oliviia und ihrer Bruder Daniil sind mit ihrer Mutter aus der Ukraine geflohen. In Judenburg hat die Familie eine sichere Bleibe gefunden. | Foto: Privatfoto
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  • Die kleine Oliviia und ihrer Bruder Daniil sind mit ihrer Mutter aus der Ukraine geflohen. In Judenburg hat die Familie eine sichere Bleibe gefunden.
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Ein Judenburger Ehepaar hat ohne zu zögern sein Zuhause für eine ukrainische Flüchtlingsfamilie geöffnet. Wir haben mit der 35-jährigen Ukrainerin Natasha gesprochen.

MURTAL/MURAU. Während die einen so dringend benötigte Hilfsgüter zu den Flüchtenden an die Grenzen bringen, öffnen die anderen ihre Türen und Häuser für die Notleidenden. Eine von ihnen ist eine Familie aus Judenburg, die nicht namentlich genannt werden möchte, aber ihre Gästezimmer einer ukrainischen Familie zur Verfügung gestellt hat.

Unterschiedliche Zugänge

"Es gibt unterschiedliche Zugänge. Es gibt den Spendenzugang, die Hilfslieferungen ins Kriegsgebiet aber auch Hilfe vor Ort für jene Leute, die bei uns stranden. Und mit dieser Art von Hilfe können wir uns absolut identifizieren. Deshalb haben wir unser Zuhause zur Verfügung gestellt, so die Familie, die über eine Bekannte eine junge Ukrainerin mit ihren zwei Kindern Oliviia und Daniil (fast 4 Jahre und 1 Jahr) und deren 67-jährige Schwiegermutter Allah aufgenommen hat", erzählt der Quartiergeber.

"Das erste was die kleine Oliviia gefragt hat, als sie in Wien ankamen, war, ob Russland weit weg wäre und ob dort, wo sie jetzt ist, auch geschossen würde."
Quartiergeber aus Judenburg

Familie aufgenommen

Neun Tage war die Familie auf der Flucht, weg aus Charkiw. Die 35-jährige Natasha und ihre Kinder wurden von ihrem Mann bis an die westukrainische Grenze begleitet, von dort aus mussten sich die Vier dann alleine durchschlagen. "Wir fühlen uns jetzt in Sicherheit, können durchatmen und auch die Kinder sind etwas entspannter. Oliviia hatte schreckliche Angst, wurde in der Nacht oft wach. Daniil ist noch zu klein, um die Dinge einordnen und verstehen zu können", berichtet die geflüchtete Ukrainerin Natascha.

Auch in Guldendorf in Dürnstein sind erste Flüchtlingsfamilien untergekommen.  | Foto: Privatfoto
  • Auch in Guldendorf in Dürnstein sind erste Flüchtlingsfamilien untergekommen.
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Heimatstadt zerstört

Ihre Heimatstadt ist heute weitgehend zerstört, ob es die Wohnung, in der die Familie gelebt hat, noch gibt, weiß Natasha nicht. Für sie war nur klar, sie muss ihre Kinder in Sicherheit bringen. "Als die ersten Bomben fielen, haben wir das Allernötigste zusammengepackt und uns in einem Keller versteckt. Ein paar Tage später haben wir Charkiw verlassen und sind zu acht mit dem Auto von Freunden nach Polen gefahren. Von Warschau aus sind wir in den Zug gestiegen und nach Wien gekommen", schildert die Ukrainerin.

"Ich habe Kinder, ich muss für sie stark sein."
Natasha


Für die Kinder stark sein

Der tägliche Kontakt mit ihrem Mann und Freunden ist aufrecht. "Ich schreibe ihnen jeden Tag, wie es ihnen geht, ob sie noch am Leben sind. Mein Mann befindet sich im Moment im Westen der Ukraine und er ist in Sicherheit", so Natasha, die, wenn der Krieg vorbei ist, grundsätzlich wieder in ihre Heimat zurückkehren möchte. "Natürlich möchte ich zurück, denn ich bin dort aufgewachsen, habe Freunde dort, ich liebe mein Land. Aber meine Stadt ist zerstört, ich habe vermutlich nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf", so Natasha.

Auf die Frage, wie sie die Situation so gut meistert und wie sie es schafft, so stark zu bleiben, hat die 35-Jährige nur eine Antwort: "Ich habe Kinder, ich muss für sie stark sein. Und auch meinem Mann möchte ich zeigen, dass es uns gut geht, wir in Ordnung sind und dass er sich zumindest um uns nicht sorgen muss."

Die kleine Oliviia und ihrer Bruder Daniil sind mit ihrer Mutter aus der Ukraine geflohen. In Judenburg hat die Familie eine sichere Bleibe gefunden. | Foto: Privatfoto
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Für ihr Heimatland wünscht sich Natasha, dass die Waffen niedergelegt werden und die Menschen in Freiheit leben können. Ihren Gastgebern ist die Familie unendlich dankbar. "Ich bin so glücklich, die beiden getroffen zu haben. Wir wurden so herzlich aufgenommen, und dank ihrer Fürsorge kann meine Familie beruhigt schlafen und meine Kinder wieder lachen".

Mehr zum Thema:
Eine Welle der Solidarität für die Menschen der Ukraine.

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