"Millionen aus dem Waldfonds kommen der gesamten Bevölkerung zugute"
350 Millionen Euro umfasst der neue Waldfonds der Bundesregierung. Sechs der insgesamt zehn Maßnahmen stehen seit 1. Februar zur Beantragung zur Verfügung.
LEOBEN. Fast die Hälfte der Fläche Österreichs ist mit Wald bedeckt. Jährlich nimmt die Waldfläche in Österreich um 3.400 Hektar, also 4.762 Fußballfelder zu. Jede Sekunde wächst ein Kubikmeter Holz. Die österreichische Forstwirtschaft sichert mehr als 300.000 Arbeitsplätze. Die enorme Bedeutung des Rohstoffes Holz ist damit unumstritten. Um diesen wertvollen Rohstoff und die gesamte Wertschöpfungskette zu schützen und zu unterstützen, wurde von der Bundesregierung der mit 350 Millionen Euro gefüllte Waldfonds ins Leben gerufen. Die damit verbunden Fördermaßnahmen wurden gestern im Rahmen eines Medientermins bei der Mayr-Melnhof Holz Holding AG in Leoben präsentiert.
Abfederung bei Schadereignissen
„Arbeiten in der Natur liegt immer auch in Gottes Hand“, betonte Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Gerade in den vergangenen Jahren hätte die Wald- und Forstwirtschaft aufgrund großer Schadereignisse wie Dürre, Schnee- und Windwürfe oder auch durch den Borkenkäferbefall extrem gelitten: Über 60 Prozent der gesamten österreichischen Holzernte waren 2019 Schadholz, viele Waldbauern können nicht mehr von den Einnahmen aus der Forstwirtschaft leben. Folglich ist auch die nachhaltige Waldbewirtschaftung gefährdet. Durch die Fördermittel des Waldfonds, der zehn Maßnahmen umfasst, von denen sechs seit 1. Februar zur Beantragung zur Verfügung stehen, sollen solche wirtschaftlichen Schäden abgefedert werden – dazu zählen u.a. Maßnahmen zur Wiederaufforstung und Pflegemaßnahmen nach Schadereignissen, Maßnahmen zur Waldbrandprävention oder auch der Abgeltung von durch Borkenkäferschäden verursachtem Wertverlust.
Investitionen in die Zukunft
Profitieren sollen vom Waldfonds aber nicht nur die wirtschaftlich geschädigten Waldbauern, dieses „Zukunftspaket“ sei eine Investition in die gesamte Wertschöpfungskette, wie Strasser betonte: "Jeder Euro, den wir in unseren Wald investieren, kommt doppelt zurück. Diese Investitionen in unsere Wälder kommen der gesamten Bevölkerung zugute." Dass bestätigte auch Rudolf Rosenstatter, der Obmann des Waldverbandes Österreich: "Wir haben schon sehnsüchtig auf den Waldfonds gewartet, immerhin gibt es 150.000 Familien in Österreich, die Waldwirtschaft betreiben. Die 350 Millionen Euro bedeuten Wertschöpfung für die gesamte Bevölkerung". Neben der direkten Entschädigung für Waldbauern bei Schadereignissen, seien die Maßnahmen zum Thema "klimafitter Wald" notwendig für die Erreichung der Klimaziele, die Holznutzung und -verwendung würde zudem wichtige Arbeitsplätze schaffen und Einkommen sichern: "Holz ist ein krisensicherer Rohstoff. Trotz des Coronajahres konnten die Arbeitsplätze in diesem Bereich gehalten werden", unterstrich Rosenstatter.
Absicherung regionaler Lebensmittel
Der Leobener Kammerobmann Andreas Steinegger betonte zudem: „Im Bezirk Leoben gibt es 729 Bauern, ein Drittel davon lebt rein von ihren Erträgen aus der Waldwirtschaft, zwei Drittel teilweise.“ Die Forstwirtschaft dient damit allen Betrieben als wichtige zusätzliche Einnahmequelle und ist eine Absicherung der nachhaltigen Lebensmittelversorgung.“ Zudem erklärte Steinegger: „Auch bei uns im Bezirk gibt es ein zunehmendes Problem mit Trockenheit und genau hier setzt der Fonds an: Er unterstützt eine nachhaltige Bepflanzung und ermöglicht es ein Arbeitseinkommen zu erwirtschaften.“
Bevölkerung sensibilisieren
Besonders wichtig sei es deshalb auch, die Bevölkerung noch mehr für das Thema „Holz“ und die gesamte Wertschöpfungskette – von der Absicherung von Arbeitsplätzen und Einkommen bis hin zur Bedeutung für den Klimaschutz – zu sensibilisieren. Richard Stralz, Chef der Mayr-Melnhof Holzbau Holding AG verweist dazu auf die Holzbau-Offensive: So wurde an der TU Graz ein eigener Lehrstuhl für Architektur und Holzbau eingerichtet, der die Arbeit mit dem Rohstoff Holz sowie die daraus entstehenden Möglichkeiten für Architekten in den Fokus rückt. Im Zuge eines "Bildungsschirms" sollen zudem der „Werk- und Wertbaustoff Holz“ sowie der „klimafitte Wald“ in Zusammenarbeit mit den Pädagogen auch an den Schulen präsenter werden.
Konsument als wichtiger Faktor
Kurt Ramskogler, Obmann des PEFC, einer Institution zur Förderung, Sicherstellung und Vermarktung aktiver, nachhaltiger und klimafitter Waldbewirtschaftung, betonte: "Dem Rohstoff Holz kommt im Bezug auf den Klimawandel eine große Bedeutung zu. Holz wird in Zukunft eine große Rolle spielen, der Bedarf muss im Zusammenhang mit dem Klimawandel steigen." Ein wichtiger Faktor dabei sei der Konsument: „Mit dem Kauf PEFC-zertifizierter Produkte wird eine nachhaltige, klimafitte Bewirtschaftung unterstützt", führte Ramskogler aus. Einen Beitrag zum Klimaschutz kann somit jeder leisten, der beim Kauf von Holz- und Papierprodukten – wie z.B. Taschentüchern oder Küchenrolle – auf das PEFC-Siegel mit den zwei Bäumen achtet.
Zehn Maßnahmen des Waldfonds
• Wiederaufforstung und Pflegemaßnahmen nach Schadereignissen
• Regulierung der Baumartenzusammensetzung zur Entwicklung klimafitter Wälder
• Abgeltung von durch Borkenkäferschäden verursachtem Wertverlust
• Errichtung von Nass- und Trockenlagern für Schadholz
• Mechanische Entrindung und andere vorbeugende Forstschutzmaßnahmen
• Waldbrandprävention
• Forschung zu „Holzgas und Biotreibstoffe“ sowie Forschungsanlage zur Herstellung von Holzgas und Biotreibstoffen
• Forschungsmaßnahmen zum Thema „Klimafitte Wälder“
• Verstärkte Verwendung des Rohstoffes Holz
• Förderung der Biodiversität im Wald
Für die ersten sechs dieser Maßnahmen stehen seit 1. Februar Fördermittel in Höhe von 200 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Beantragung und weitere Informationen zum Waldfonds finden Sie auf der Homepage www.waldfonds.at
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