Business-Lunch
Claus Degendorfer über das Warum in der Software
Zwischen App- und Webentwicklung sowie Augmented Reality, ist es der Firma "CodeFlügel" unter Claus Degendorfer vor allem ein Anliegen die passende Technologie für andere Unternehmen zu finden.
GRAZ. Von der Uni direkt in die Selbstständigkeit hat es Claus Degendorfer, Geschäftsleiter der Software-Firma "CodeFlügel", verschlagen. Was seine Faszination mit Augmented Reality (die Erweiterung des dreidimensionalen Raumes um virtuelle Elemente, kurz A.R. genannt) damit zu tun hatte und warum das "Warum" bei seiner Arbeit eine große Rolle spielt, berichtet er im Business-Lunch mit MeinBezirk.at.
- Herr Degendorfer, es war Ihre Faszination mit Augmented Reality, die Sie zur Firmengründung inspiriert hat. Wie kam das?
Claus Degendorfer: Als ich vor 13 Jahren die Firma mit einem Kollegen gegründet habe, war Augmented Reality gerade eine neue Technologie, die im Forschungsbereich schon sehr etabliert war. Ich selbst habe auf der TU meine Bachelor- und Masterarbeit in diesem Bereich geschrieben. Da dachte ich zu Anfang, die ganze Welt hat nur darauf gewartet und bin dann auf einen verhaltenen Markt geprallt. In den ersten Jahren musste ich daher lernen, wie man den Kundennutzen herausfindet und dann die passende Technologie sucht, nicht umgekehrt.
- Immerhin umfasst Ihr Firmenangebot je mehr, als nur Augmented Reality?
Genau, das macht bei uns nur etwa ein Drittel aus. Technologisch bieten wir App- und Webentwicklung, aber auch Virtual Reality (V.R.) oder eben Augmented Reality (A.R.). Ich sage aber gerne, wir kommen vom "'Why?', also dem 'Warum?'.
- Wie ist das zu verstehen?
Wir sind darauf spezialisiert, in Beratungsgesprächen oder gemeinsamen Workshops am Beginn eines Projekts, die Kundinnen und Kunden abzuholen und uns genau anzuschauen, wo Digitalisierung Sinn macht. Dafür beziehen wir in die gemeinsamen Workshops nicht nur den Auftraggeber mit ein, sondern verbringen auch Zeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, um uns die Bedingungen vor Ort genau anzuschauen. Denn am Schreibtisch klingt schnell etwas logisch, was an speziellen Anforderungen vor Ort scheitert. Einfaches Beispiel: Wir würden eine App-Anwendung für Tablets kreieren, die Mitarbeitenden tragen aber Handschuhe und können Tablets damit nicht bedienen.
- Wie Sie sagen, steht man neuen Technologien mitunter skeptisch gegenüber, sie können aber auch schnell für Hypes sorgen. Wie erleben Sie das?
Das stimmt. Da bekommen wir Anfragen nach dem Motto "Die Geschäftsführung hat gesagt, wir sollen irgendwas mit Augmented Reality machen". Man sollte aber in der Konzeptionsphase genau herausarbeiten, für wen und welchen Nutzen ein Projekt hat, ehe es in eine Umsetzung geht. Wir digitalisieren nicht rein um der Digitalisierung willen. Es gibt Studien, die besagen, dass 70 Prozent der Software-Projekte scheitern, wegen Budget- und Zeitüberschreitungen, oder eben weil das Projektziel verfehlt wird. Und wenn wir einen Mehrwert für Firmen und Anwenderinnen und Anwender schaffen können, ist die Art der Technologie und die Frage, ob sie die allerneueste ist, zweitrangig.
- Wohin sehen Sie aktuelle Trends gehen?
Technologisch hat sich in den letzten Jahren viel getan, da merkt man auch den Boost durch große Player, wie Google oder Meta. Künstliche Intelligenz oder K.I. ist zurzeit stark präsent. Sehr genau beobachten wir die Entwicklung im Smart-Glas-Bereich (Anmerkung d. Red.: Brillen, die Informationen auf dem Glas, ähnlich einem Computer, wiedergeben können). Wir haben schon Projekte damit umgesetzt, in 98 Prozent der Fälle raten wir aber zu einer klassischen, mobilen Lösung auf Smartphone oder Tablet. Diese Hardware ist verfügbar und bekannt, eine Brille macht nur Sinn, wenn man mit beiden Händen frei arbeiten muss. Die Technologie wird aber sicher noch spannend, auch weil die Brillen immer kleiner werden. Technologien ändern sich. Ich finde, wenn der Fokus auf den Kundennutzen und auf die Anwender bleibt, passt es.
- Mit ihrer Firma sind Sie derzeit an einem EU-Projekt zur Digitalisierung der Ausbildung von Facharbeiterinnen und -arbeitern beteiligt. Worum geht es da?
Das EU-Projekt hat das Ziel neue Technologien, wie A.R., das doch sehr speziell, teuer und intensiv in der Entwicklung ist, breiter nutzbar zu machen. Wir wollen das Projekt dazu nutzen, um Augmented Reality auf gängigen E-Learning Plattformen aufzubauen und als Möglichkeit zu integrieren. Das sollte so niederschwellig, wie möglich sein, für Content-Ersteller, für Lehrende und natürlich für Schülerinnen und Schüler, sowie Auszubildende und Lehrlinge. Die Praxis wird unser System natürlich nicht ersetzen, aber man kann so auch zu Hause üben oder vor Ort im Schulungs- und Klassenraum trainieren.
- Wie erleben Sie Graz als Standort einer Software-Firma?
Natürlich blicke ich schon mitunter über Graz hinaus. In den USA oder Asien tut sich technologisch sehr viel, mit einem Silicon Valley können wir hier nicht mithalten. Man darf trotzdem die Leistungen, die in Graz passieren, nicht unterschätzen. Graz ist ein toller Standort. Insbesondere die TU und die FH begünstigen die Gründung neuer Firmen und Start-ups. Da gibt bei uns schon viele Hidden Champions.
Zur Person: Claus Degendorfer
Ursprünglich aus dem Burgenland stammend, hat es Claus Degendorfer zum Studieren nach Graz verschlagen. Hierbei handelte es sich um die Fachrichtung Software-Entwicklung an der TU Graz. Nebenbei war Degendorfer in einer Firma, die sich auf Spieleentwicklung spezialisiert hat, tätig. Nach dem Studium hat Degendorfer direkt seine Firma gemeinsam mit einem Kollegen gegründet, seit 2019 gehört sie ihm zu 100 Prozent. Seinen Ausgleich findet Degendorfer bei seiner Familie, die aus seiner Frau und seinen zwei, kleinen Kindern besteht, sowie in der Natur oder der einen oder anderen Runde auf dem Motorrad.
Gatto im Museum
Paulustorgasse 13a, 8010 Graz
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag: 11–23.30 Uhr
Freitag & Samstag: 11–1.30 Uhr
Tel.:0677/64 28 5812
Mail:office@gattoimmuseum.at
Beschreibung: Nicht nur Bühne für Kulinarisches, sondern auch eine Bühne für die Kleinkunst bietet das Gatto im Museum, genauer gesagt im Volkskundemuseum Graz. Das spiegelt sich auch in der Einrichtung wider, die mehr an ein Wohnzimmer als ein klassisches Restaurant erinnert. An schönen Tag lädt zudem der Innenhof des Restaurants ein, wo große, alte Bäume für Schatten sorgen und auch das eine oder andere Kunstwerk ausgestellt ist.
Das sagt MeinBezirk: Fast ist man ein wenig versucht, das Gatto im Museum einzigartig zu nennen, bietet es doch eine Kulisse, über die nicht viele Restaurants in Graz verfügen. Die Karte ist übrigens wechselnd und bietet immer wieder Überraschendes, wobei dieses Mal die Wahl auf Rindsbackerl sowie einen veganen Kichererbseneintopf fiel. Beides wusste zu überzeugen und kann getrost weiterempfohlen werden.
Business Lunch
Die Grazer Wirtschaft zu Tisch mit MeinBezirk.at. Alle Beiträge unserer wöchentlichen Interview-Serie findest du auf der Themenseite.
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