Auch mit vierter Klärungsstufe
Baden in der Mur bleibt "Utopie"

Schlechte Aussichten: Flussbaden wie hier in Zürich dürfte in Graz auch in Zukunft nicht möglich werden.  | Foto: Unsplash / Bö Benkö
5Bilder
  • Schlechte Aussichten: Flussbaden wie hier in Zürich dürfte in Graz auch in Zukunft nicht möglich werden.
  • Foto: Unsplash / Bö Benkö
  • hochgeladen von Markus Kropac

Gerade im Sommer dient die Mur vielen Grazern zur Abkühlung, doch das ist weder hygienisch noch ratsam. Das Problem ist die Wasserqualität, die durch eine zusätzliche Klärungsstufe verbessert werden könnte. Die Mur als Badefluss wird es wohl trotzdem nicht geben.

GRAZ. Mit 1. Mai startet in Graz auch heuer wieder offiziell die Badesaison, jährlich beginnt damit auch die Diskussion um das Baden in der Mur. Das Konzept des Flussbadens ist dabei gar nicht so abwegig, wie allein schon ein Blick in die Schweiz zeigt. Denn in Zürich, Genf, Bern, Basel oder Thun gehört der erfrischende Sprung ins fließende Nass für viele zum Alltag. Auch in der Wiener Donau kann bereits seit den 1990er-Jahren wieder gebadet werden, warum also in der Grazer Mur nicht? "Übeltäter" ist die Wasserqualität, "Schocknachrichten" darüber gab es in den letzten Jahren ausreichend. E. Coli-Bakterien und Salmonellen sind nur einige der Erreger, die sich für den Badespaß etwas zu häufig in der Mur tummeln – auch im kommenden Sommer, wie Gewässerökologe Thomas Battisti vom Referat Gewässeraufsicht und Gewässerschutz des Landes Steiermark erklärt: "Die Situation hat sich im Vergleich zu den letzten Jahren nicht verändert."

Das Grazer Abwasser wird südlich der Stadt geklärt, um die Qualität in der Stadt zu erhöhen, müssten alle Kläranlagen im Einzugsgebiet nachgerüstet werden.  | Foto: Jorj Konstantinov
  • Das Grazer Abwasser wird südlich der Stadt geklärt, um die Qualität in der Stadt zu erhöhen, müssten alle Kläranlagen im Einzugsgebiet nachgerüstet werden.
  • Foto: Jorj Konstantinov
  • hochgeladen von Christoph Hofer

Teure Umstellung

Das Wasser in der Mur hat demnach auch weiterhin keine Badewasserqualität. Um diese erreichen zu können, müsste bei Kläranlagen im gesamten Einzugsgebiet nachgerüstet werden, notwendig wäre eine sogenannte vierte Klärstufe, Battisti: "Es bräuchte eine UV-Desinfektion wie bei der Trinkwasseraufbereitung." Diese wurde in der Schweiz beispielsweise standardmäßig in Kläranlagen installiert, der Experte verweist hier auch auf das Beispiel München, wo die Isar damit teilweise zum Badefluss wurde. Der Haken an der Sache: "Das wäre mit sehr hohen Kosten verbunden." Konkret handelt es sich um rund 20 bis 30 Cent pro Kubikmeter Abwasser, einer Preissteigerung von knapp zehn Prozent.

An vermeidlichen Badebuchten wie hier im Augarten stehen Hinweisschilder mit der Aufschrift: "Kein Badezugang".  | Foto: MeinBezirk
  • An vermeidlichen Badebuchten wie hier im Augarten stehen Hinweisschilder mit der Aufschrift: "Kein Badezugang".
  • Foto: MeinBezirk
  • hochgeladen von Markus Kropac

Nicht-Badestrände

Dabei ist im Grazer Stadtgebiet die grundlegende Struktur zum Baden bereits vorhanden. Das wohl beste Beispiel ist die Augartenbucht, die erst 2020 neu gestaltet wurde. Neben einladenden Badeflächen sind dort Hinweisschilder mit der Aufschrift "Kein Badezugang" platziert. Das gleiche Bild zeigt sich auch am Stadtstrand im Süden. Vonseiten der Stadt Graz heißt es in einem Statement dazu, man begrüße alle Maßnahmen, auch die Installation einer UV-Klärung, die zu einer Hebung der Wasserqualität der Mur führen würden. "Allerdings liegen alle Kläranlagen, die dafür relevant sind, außerhalb des Stadtgebiets und damit im Verantwortungsbereich des Landes Steiermark bzw. der Gemeinden oberhalb von Graz."

Im momentanen Zustand ist die Bucht den Enten als Badeplatz vorbehalten.  | Foto: MeinBezirk
  • Im momentanen Zustand ist die Bucht den Enten als Badeplatz vorbehalten.
  • Foto: MeinBezirk
  • hochgeladen von Markus Kropac

Utopische Vorstellung

Noch weniger Hoffnung macht die Antwort aus dem Büro der zuständigen Landesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP). Dort heißt es zum Thema Baden in der Mur: "Das ist eine Utopie." Auch mit UV-Desinfektion sei aufgrund vieler Einschwemmungen keine Badewasserqualität möglich. Vor allem durch starken Regen werde beispielsweise Düngemittel oder Jauche in die Mur gespült, die nicht gefiltert werden könne, sagte Battisti. Der Grund dafür sei, dass momentan vielerorts bis zur Böschung gegüllt werde, größere Schutzzonen könnten dies verhindern.

Soll die Mur zum Badefluss werden?

Neue EU-Richtlinie

Die vierte Klärstufe wird für die Stadt ab 2033 zur Pflicht werden, da tritt eine neue EU-Richtlinie in Kraft, die eine UV-Desinfektion bei Kläranlagen, die mehr als 150.000 Haushalte bedienen, und somit auch in Graz, verpflichtend macht. Auf die Wasserqualität der Stadt wird sich dies nicht auswirken, befindet sich die Grazer Kläranlage ja in Gössendorf. Ein Nachrüsten aller Kläranlagen nördlich der Stadt ist momentan nicht zu erwarten.

Das könnte dich auch noch interessieren: 

Tragwerk markiert erste Etappe des Brückenneubaus

So hochwassersicher ist die Mur
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.