Bergrettung Eisenerz
Die unterschätzten Gefahren am Berg

Viele Einsätze der Bergrettung wären vermeidbar, sie sind einer mangelnden Vorbereitung seitens der Bergsportler geschuldet. | Foto: pixabay (Symbolbild)
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  • Viele Einsätze der Bergrettung wären vermeidbar, sie sind einer mangelnden Vorbereitung seitens der Bergsportler geschuldet.
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Auf den Bergen herrscht aktuell Hochbetrieb. Nicht immer sind Bergsportler dafür ausreichend gerüstet.   

EISENERZ. 14 Einsatzkräfte der Bergrettung Eisenerz mussten vergangene Woche ausrücken, weil zwei Wanderer von der Dämmerung überrascht wurden und nicht mehr alleine ins Tal gefunden haben. Ein Einsatz, der mit Sicherheit vermeidbar wäre, allerdings des Öfteren vorkommt, wie Gerhard Edelbauer, der Ortsstellenleiter der Bergrettung Eisenerz und Einsatzleiter Andy Aflenzer betonen: "Häufig müssen Wanderer von der Bergrettung geborgen werden, weil sie ihre Fähigkeiten überschätzt haben. Oft kennen sie die Schwierigkeit des gewählten Geländes bzw. die Länge der Tour nicht und müssen dann aufgrund von Erschöpfung die Rettungskräfte alarmieren."

Herbstliche Bedingungen als Herausforderung

Eine gute Vorbereitung – vor allem jetzt im Herbst – ist daher absolut notwendig, wie die Experten erklären: "Der Herbst ist sicher eine der schönsten Jahreszeiten zum Wandern. Doch die herbstlichen Bedingungen können auch eine besondere Herausforderung darstellen. Da die Tage nicht nur durch die Zeitumstellung merklich kürzer werden, ist eine exakte Tourenplanung unbedingt erforderlich, um nicht in die Dunkelheit zu geraten. Nasses Laub auf Wurzeln und Steinen sowie teilweiser Frost stellen eine erhöhte Rutschgefahr dar. Da Wegmarkierungen oberhalb der Baumgrenze meist an Steinen angebracht sind, machen einige Zentimeter Neuschnee diese bereits unsichtbar. Bei einigen Klettersteigen müssen zudem die Sicherungsseile vor dem Winter abmontiert werden, damit sie nicht durch Witterungseinflüsse beschädigt werden. Deshalb werden diese Klettersteige von den Wegerhaltern bis zum Frühjahr gesperrt."

Vorbereitung als A und O

Ein absolutes Muss bei jeder Bergtour stellt daher die richtige Ausrüstung dar: Handy, Stirn- oder Taschenlampe, warme Bekleidung inklusive Haube und Handschuhe, (warme) Getränke, Wanderkarte und ein Erste-Hilfe-Set gehören ganzjährig in den Rucksack. "Wichtig ist auch ein entsprechendes Schuhwerk: Bei alpinen Touren muss man schon im Herbst mit vereisten Stellen rechnen, daher können auch Steigeisen erforderlich sein", mahnen die beiden Bergretter.

Wer auf dem Berg in eine Notsituation kommt, der sollte die beiden Notrufnummern 112 und 140 parat haben: Während 112 die europäische Notrufnummer ist, ist 140 die Notrufnummer für alpine Unfälle in Österreich und somit die Rufnummer der Bergrettung.

Ausnahmesituation durch Covid-19

Wie Ortsstellenleiter Gerhard Edelbauer und Einsatzleiter Andy Aflenzer von der Bergrettung Eisenerz berichten, waren die Tourengeher und Bergsteiger im Eisenerzer Gebiet während des ersten Lockdowns im Frühjahr sehr diszipliniert: Trotz schönen Wetters gab es kaum Einsätze. Mit der Öffnung hätte sich das aber sofort geändert. Die große Steigerung der Einsätze lasse vermuten, dass ein Großteil der Bevölkerung unter dem Motto "Berge statt Meer" den Urlaub zu Hause verbracht hätte. Auch konnten die Bergretter keinen großen Unterschied zwischen Einsätzen an Wochenenden bzw. Werktagen verzeichnen. 
Während Wanderer und Bergsteiger aktuell oftmals aufgrund der herbstlichen Bedingungen in Notsituation geraten, stellen die geltenden Covid-19-Bestimmungen die Einsatzkräfte der Bergrettung vor ganz andere Herausforderungen: "Für uns besteht selbstverständlich die Pflicht, bei einer Bergung den Mund- und Nasenschutz und eventuell auch einen Schutzanzug zu tragen. Außerdem müssen sämtliche Bergegeräte und Fahrzeuge nach einem Einsatz desinfiziert werden. Weiters ist es die Aufgabe der Einsatzleiter, die Mannschaftstärke so gering wie möglich zu halten", erzählen die Eisenerzer Einsatzkräfte.

Appell der Bergrettung

Um der Bergrettung die Arbeit nicht unnötig zu erschweren, haben Gerhard Edelbauer und Andy Aflenzer folgenden Appell: "Sorgfältige, dem Können, der körperlichen Verfassung und der Erfahrung angepasste Tourenauswahl. Keine Scheu, bei einem eventuellen Notfall die Einsatzkräfte zu alarmieren – unter dem Bergrettungsnotruf 140. Trotz bester Vorbereitung kann jeder in eine Notsituation geraten. Zu langes Warten kann einen Einsatz erschweren und auch eine mögliche Hubschrauberbergung verhindern. Bedenkt außderdem, dass angegebene Zeiten im Internet oder auf Wegweisern nur Durchschnittswerte sind, auf die man sich nicht immer zu 100 Prozent verlassen sollte. Wenn man sein Tourenziel bzw. den genauen Tourenverlauf einer vertrauten Person bekannt gibt, dann sollte einem wunderbaren, entspannten Herbst nichts mehr entgegenstehen."

Viele Einsätze der Bergrettung wären vermeidbar, sie sind einer mangelnden Vorbereitung seitens der Bergsportler geschuldet. | Foto: pixabay (Symbolbild)
Ortsstellenleiter Gerhard Edelbauer und Einsatzleiter Andy Aflenzer von der Bergrettung Eisenerz. | Foto: KK/zVg
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