Wohnungslose
Hilfe von jenen, die selbst auf Wiens Straßen lebten
"Unterstützung durch Gleiche": Beim Peer-Programm erhalten Wohnungslose die Unterstützung jenen Menschen, die es selbst aus dieser Situation geschafft haben. Diese Unterstützer wurden jetzt gefeiert. Bereits zum vierten Mal fand im Rathaus eine Fachtagung zum Thema Peer-Arbeit in der Wiener Wohnungslosenhilfe statt.
WIEN/INNERE STADT. "Wir haben die Straßen-Matura", meint Thomas Otto Szinovatz. Er ist einer von rund 100 Peer-Mitarbeitern in der Wiener Wohnungslosenhilfe. Das sind Leute, die selbst einmal obdach- oder wohnungslos waren und ihre Erfahrung effektiv nutzen: Im Rahmen eines Kurses, der mit einem Zertifikat abgeschlossen wird, lernen sie, ihr Wissen nutzbar zu machen, um andere Betroffene zu unterstützen. Jährlich absolvieren etwa 20 Personen diese Ausbildung. "Dieses Wissen weitergeben zu können, ist ein irrsinniger Vorteil für die Gesellschaft", so Szinovatz weiter.
Die Idee für dieses Projekt kam 2017 von der Sozialeinrichtung "neunerhaus". Gemeinsam mit der Wohnungslosenhilfe in Wien und dem Fördergeber Fonds Soziales Wien (FSW) wurde die Idee dann in die Wirklichkeit umgesetzt. 2022 nutzten bereits 12.370 Personen die Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe. Kürzlich wurde im Wiener Rathaus schon zum vierten Mal die Fachtagung zum Thema Peer-Arbeit in der Wiener Wohnungslosenhilfe abgehalten.
Anfangs war nicht klar, dass diese Idee so gut angenommen werden würde: "Wir wussten am Anfang dieses Projekts vieles nicht (...), wir wussten aber vor allem nicht, ob das wirklich einen Mehrwert für unsere Angebote bringt", so Elisabeth Hammer, Geschäftsführerin des "neunerhauses".
Projekt ist im Wachsen
Die Stadt Wien hat für das Peer-Projekt 2022 rund 120 Millionen Euro aufgewendet. Auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) war bei der Fachtagung dabei. "Da geht's darum, wirklich die Menschen in all ihrer Vielfalt, in all ihrer Pracht, wieder auf eigene Beine zu stellen und ich glaube, das ist wirklich sehr gelungen", zeigt er sich erfreut. Die Fachenquete sei dazu da, die Erfahrungen der letzten Jahre Revue passieren zu lassen und: "Es muss darüber diskutiert werden, was als Nächstes passiert", so Hacker. Hammer gibt im Gespräch mit MeinBezirk.at einen Ausblick: "Wir werden weiterhin jährlich den Zertifikatskurs anbieten und wir sind in engem Kontakt mit unterschiedlichen Organisationen zu möglichen Fortbildungen für unsere Peers."
Seitens des FSW werden über das ganze Jahr rund 6.800 Wohn- und Betreuungsplätze für das Projekt zur Verfügung gestellt. Susanne Winkler, Geschäftsführerin des FSW, ist von der Kooperation überzeugt: "Die Peers sind aus der Wiener Wohnungslosenhilfe nicht mehr wegzudenken."
Weitere Infos zu dem Projekt findest du auf www.neunerhaus.at
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